«Co-Living fördert den Anschluss»
Eva White, CEO Coliving Ariv, gibt uns Auskunft über die Community, die Zukunft des gemeinschaftlichen Wohnens und Expansionspläne ihres Unternehmens in weitere Schweizer Städte.
Eva White, zuerst mal für alle: Was genau ist Ariv?
Ariv Coliving steht für schnell und flexibel verfügbare repräsentative Unterkünfte mit der Privatsphäre der eigenen Wohnung und vielen Annehmlichkeiten eines Hotels, gepaart mit der sozialen Komponente einer Wohngemeinschaft. Es verfügt über 150 Apartments in unterschiedlichen Grössen von 22 bis 54 Quadratmetern sowie etwa 1500 Quadratmeter speziell designte Gemeinschaftsbereiche für Arbeit, Freizeit, Wellness, Sport und Austausch mit der Community.
Serviced Appartments gibt es viele, was ist das Neuartige bei Ariv? Wie heben Sie sich von anderen ab?
Der Hauptunterschied von Coliving zu Serviced Apartments sind die grosszügigen Gemeinschaftsflächen und der Anschluss an eine aktive, gleichgesinnte Community. Ein Serviced Apartment bietet lediglich eine Unterkunft mit teilweise begrenzten «Hoteldienstleistungen». Bei Ariv erhält man zusätzlich Zugang zu 1500 Quadratmetern an öffentlichen Flächen, sozusagen einem erweiterten Wohnzimmer, welches zum Verweilen, Arbeiten, kreativ werden, Trainieren und natürlich zum Austausch mit anderen Gästen einlädt. Ariv bietet zudem ein Community-Programm um die Gäste – unsere Members – zusammenzubringen.
Der erste Standort wurde in Basel eröffnet. Weshalb?
Viele Grossunternehmen sind in Basel ansässig sind und rekrutieren ihre Arbeitskräfte international. Das sind die vielbeschriebenen Expats, für welche unser Angebot natürlich besonders interessant ist. Zudem ist Basel, und speziell unser Standort Kleinhüningen am Dreiländereck, für Grenzgänger aus den umliegenden Ländern – aber auch durch die Nähe zum Flughafen und zu internationalen Bahnhöfen – geografisch sehr günstig gelegen für beruflich Reisende oder Auswärtige. Mit dem freiwerdenden «Hotel Stücki» konnten wir zudem an ein Objekt kommen, das für unser Konzept eine gute bauliche Basis lieferte und wir wenig strukturell verändern mussten.
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Unsere Kernzielgruppe für längere Aufenthalte ist sicherlich im Businessbereich zu finden, sei es im Rahmen des Neuantritts einer Stelle in Basel oder einer befristeten Tätigkeit wie etwa einer Projektarbeit. Attraktiv sind wir besonders auch für die sogenannten «Digitalen Nomaden», die ihren Arbeitsort frei wählen können und bei uns dank eigenen Coworking Bereich hervorragenden Arbeitsvoraussetzungen finden.
Sie haben seit anfangs Sommer geöffnet. Wer sind Ihre Kunden und Kundinnen zurzeit?
Der Hauptteil, speziell unserer Langzeitgäste, lässt sich unter den oben beschriebenen Segmenten aufteilen. Bei den Kurzzeitaufenthalten war bisher alles dabei: Von Besuchern der Art Basel oder des ESAF in Pratteln über Tages- oder Wochenendausflügler bis hin zu Partygängern, die am nahegelegenen Hafen ein breites Angebot vorfinden. Obwohl unser Konzept tendenziell eher auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet ist, hatten wir auch bereits ältere Langzeitgäste, die den Austausch mit unserem jungen Team und der Community sehr genossen haben. Die Vorzüge unseres Konzepts bei längeren Aufenthalten überwiegen auch bei ihnen.
Wie sind die Feedbacks der Gäste?
Generell sehr positiv, vor allem die Langzeitmieter sind vom Angebot überzeugt. Die Gemeinschaftsküche als sozialer Mittelpunkt und das Coworking kommen besonders gut an. Der ungezwungene Austausch mit dem Ariv Team, den Hosts, und den anderen Members wird sehr geschätzt. Wie auch die Balance zwischen Privatsphäre im eigenen, vollständig eingerichteten Apartment und dem sozialem Austausch im Community-Bereich. Natürlich muss man dafür aber auch in der richtigen Stimmung sein.
Auf der Website steht, man hat die Privatsphäre der eignen Wohnung sowie alle Annehmlichkeiten eines Hotels. Welche Services sind da gemeint?
Unseren Gästen steht eine Rezeption für alle Fragen in Verbindung mit ihrem Aufenthalt zur Verfügung. Wir haben eine gemütliche Lobby samt Bar mit Snacks und Getränken und bieten eine regelmässige Reinigung der Zimmer an. Am Morgen gibt es feine Kaffeespezialitäten und Kleinigkeiten wie Gebäck oder Overnight-Oats vom örtlichen Bäcker an unserer Bar.
Expats haben es laut Umfragen nicht einfach in der Schweiz.
In Puncto Lebensqualität liegt die Schweiz bei allen Expat-Umfragen ja sehr weit vorne, viele tun sich allerding schwer dabei, vor Ort Anschluss zu finden. Dort setzen wir an und bieten neben dem Austausch untereinander im Rahmen unserer Community-Aktivitäten auch die Möglichkeit, an unserer öffentlichen Bar, bei öffentlichen Events im Ariv oder bei gemeinsamen Ausflügen ungezwungen Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu knüpfen.
Sind weitere Standorte geplant?
Wir sind aktiv auf Expansionskurs und momentan verschiedene Standorte am prüfen. In erster Linie wollen wir in der Schweiz weiter wachsen. Zielstädte sind Zürich, der Raum Zug, Genf und Lausanne.
Ist Co-Living die Zukunft Ihrer Meinung nach?
In gewisser Hinsicht kann man das so sagen, ja. Viele gesellschaftliche Trends und wirtschaftliche Tendenzen unterstützen diese These, einige Bespiele sind: Der Wohnraum wird knapp und dadurch teuer, insbesondere in Ballungszentren. Das durch die Pandemie stark begünstigte Remote-Working ermöglicht eine flexiblere Lebensform – nicht für Selbständige. Eine Vereinsamung wird immer mehr als Problem wahrgenommen – Co-Living fördert den Anschluss.
Welche Trends gibt es weltweit im Bereich Co-Living?
Im Europäischen Ausland entwickelt sich Co-Living derzeit in viel verschiedene Richtungen, insbesondere auch als dauerhafte Alternative zur eigenen Wohnung und auch als interessenspezifische Lösung, etwa für Menschen im Pensionsalter oder Studierende. So weit sind wir hierzulande noch nicht, wir beobachten diese Dinge aber aufmerksam.
Sie selber kommen aus der Hotellerie. Was ist Ihre grösste Herausforderung bei Ariv?
Im Alltag hat sich das Finden einer Balance zwischen Kurz-und Langzeitgästen als interessante Herausforderung herausgestellt, da diese Kundensegmente doch sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungshaltung hinsichtlich ihres Aufenthalts mitbringen.
Was macht Ihnen besonders Spass an Ihrem Job?
Es wird nie langweilig! Das noch junge Geschäftsfeld entwickelt sich laufend weiter, ich lerne jeden Tag neue, spannende Menschen kennen und habe so immer die Möglichkeit für einen interessanten Austausch, sei es mit meinem Team oder mit unseren Members.
Eva White (37) sammelte nach ihrem Studium an der EHL Erfahrungen in der Hotellerie im In- und Ausland. Unter anderem war sie als Director Acquisition and Strategy bei Meininger Hotels tätig und als Development Director bei Ennismore / The Hoxton für die europaweite Expansion verantwortlich. White ist verheiratet, Mutter ein Tochter und wohnt in Luzern.
(Bildcredit: Future Living AG)