Vom Greenwashing zum realen Handeln
In der heutigen Unternehmenslandschaft sind Environmental, Social, and Governance (ESG) nicht mehr nur ein Nischenthema, sondern ein Hauptanliegen von Organisationen in verschiedenen Branchen. Ob KMU oder börsennotiertes Unternehmen, die Notwendigkeit, sich mit Nachhaltigkeitsfragen auseinanderzusetzen und transparente Berichtsstandards einzuhalten, ist unbestreitbar. Charlotte Jacobs, Senior Managerin beim Schweizer Personalberatungsunternehmen Robert Walters, beleuchtet die Auswirkungen dieses Trends.
Von The Business Class Magazin Redaktion
Während der Finanzsektor mit der Notwendigkeit nachhaltiger Praktiken und strenger Berichterstattungsstandards kämpft, geht der ESG-Druck weit über die Finanzwelt hinaus. Grössere Finanzinstitute müssen bereits ab 2024 die europäischen Berichterstattungsstandards (CSRD) einhalten, indem sie ESG-Berichte vorlegen, und auch andere Branchen sind auf dem Weg zu ESG. Charlotte: «Die ESG-Unsicherheit betrifft alle Sektoren. Selbst grosse Unternehmen kämpfen mit der Frage, wer ESG-Initiativen leiten soll. Es ist jedoch klar, dass ESG für alle Organisationen von entscheidender Bedeutung ist, nicht nur im Finanzbereich, und dass sie in das Gefüge der Organisationen eingewoben werden.»
ESG: eine strategische Priorität
Charlotte betont, dass ESG zwar von einigen als eine Möglichkeit gesehen wird, sich auf dem Markt zu profilieren, dass es jedoch wichtig ist, zwischen echten Nachhaltigkeitsbemühungen und blossem Greenwashing zu unterscheiden. Die Unternehmen stehen vor der Wahl: Sind ihre ESG-Bemühungen von echter Überzeugung und strategischer Ausrichtung getragen oder reagieren sie nur auf Vorschriften? «Den ESG-Ansatz eines Unternehmens zu ändern, bedeutet nicht nur, ein Kästchen anzukreuzen, sondern einen tiefgreifenden Kulturwandel.»

ESG in allen Abteilungen verankern
Organisationen stehen vor der Hürde, die ESG-Prinzipien reibungslos in alle Aspekte ihrer Tätigkeit zu integrieren. In kleineren Unternehmen landen Aufgaben im Zusammenhang mit ESG in der Regel auf den Schreibtischen der Finanz-, Rechts- oder Risiko- und Compliance-Teams. Dies erfordert eine enge Teamarbeit, um die Vorschriften zu interpretieren und sie in die bestehenden Strukturen einzubinden. Auf der anderen Seite richten grössere Unternehmen spezialisierte interdisziplinäre ESG-Teams ein. «Die Nachfrage nach ESG-Experten wächst, da die Unternehmen die Bedeutung spezialisierter Fähigkeiten erkennen, um sich in diesem komplizierten Terrain zurechtzufinden.»
Rekrutierung von ESG-Spezialisten
Angesichts des harten Wettbewerbs und des begrenzten Pools an erfahrenen Fachleuten ist es nicht einfach, erstklassige ESG-Talente zu finden. Charlotte empfiehlt Unternehmen, sich auf die Einstellung von Personen zu konzentrieren, denen Nachhaltigkeit wirklich am Herzen liegt und die ihre Fähigkeiten in diesem sich schnell entwickelnden Bereich ausbauen wollen. «Der Aufbau eines Teams aus enthusiastischen Personen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, kann den kollektiven Fortschritt vorantreiben und echte Veränderungen bewirken.»
«Die Nachfrage nach ESG-Experten wächst, da die Unternehmen die Bedeutung spezialisierter Fähigkeiten erkennen, um sich in diesem komplizierten Terrain zurechtzufinden.»
Charlotte Jacobs, Senior Managerin bei Robert Walters.
ESG in einen Gewinn verwandeln
Der sich entwickelnde Bereich der ESG-Vorschriften birgt sowohl Hürden als auch Chancen für Unternehmen. Charlotte betont die Notwendigkeit, die Einhaltung von ESG-Vorschriften nicht nur als ein Kästchen zu betrachten, das man abhaken muss, sondern als einen strategischen Vorteil. Durch die Verknüpfung von Nachhaltigkeitszielen mit finanziellen Zielen und ein echtes Engagement für Stakeholder können sich Unternehmen von anderen abheben. «Ziel ist es, eine nachhaltige Zukunft zu schaffen, in der Unternehmen ethische Grundsätze einhalten, ihre Pflichten erfüllen und das Vertrauen der Gesellschaft gewinnen», so Charlotte abschliessend.
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