«Strategie trifft auf Storytelling – und aus Veränderung wird ein Statement»
Die Videoagentur Nutcracker ist spezialisiert auf individuelle, herausragende Erklärvideo-Kommunikation. CEO Klaus Schwope spricht hier über KI, Komplexität und Strategie, Story und Feingefühl statt Knopfdruck.
Klaus Schwope, welche Rolle spielen Erklärvideos heute noch?
Der Begriff Erklärvideo hat tatsächlich ein massives Imageproblem. In den letzten Jahren haben zu viele Billig-Produktionen mit generischem «Das ist Paul»-Storytelling und seelenlosen Templates dem Format extrem geschadet. Daher ist es nach einem grossen Anfangsboom stiller um Erklärvideos geworden, Influencer und Template-Anbieter haben den Erklärjob mehr und mehr übernommen. Trotzdem ist das Bedürfnis, Dinge besser verstehen zu wollen, ungebrochen: Daher hat ein qualitativ hochwertiges Erklärvideo immer noch einen festen Platz als strategisches Kommunikationsmittel. Zum Beispiel in der Customer Journey: Dort verwandelt es Interesse in Verständnis. Vielleicht müssen wir aber einen neuen Begriff für diese Kategorie finden.
Für wen sind sie geeignet?
Zum Beispiel für Marketing- oder Kommunikationsteams, die merken, dass ihre Zielgruppe ihr Thema wie eine bestimmte Dienstleistung, ein neues Produkt oder einen Strategiewechsel nicht ausreichend versteht. Oder ein Start-up, das seine Idee in 60 Sekunden pitchen muss – aber auch Verbände, NGOs oder Behörden, die ihr komplexes Anliegen einfach verständlicher machen wollen. In diesen Fällen ist ein gutes Erklärvideo kein Luxus, sondern die beste Investition überhaupt.

Wo werden sie eingesetzt?
Meistens auf Homepages, in Social Media wie LinkedIn und YouTube, im Intranet oder in Präsentationen sowie auf Messen und Events.
Wird die Erklärvideo-Produktion von KI übernommen?
Noch nicht ganz – bisher arbeiten die Modelle am Markt lediglich mit einer Text-Bild-Verknüpfung. Mit der Animation der passenden Grafiken tut sich KI noch sehr schwer. Ausserdem braucht ein starkes Erklärvideo auch intuitives Storytelling, echtes Verständnis der Zielgruppe und viel Fingerspitzengefühl für Marke und Aufgabenstellung. Das kann KI noch nicht komplett leisten.
Wo und wie kann KI ergänzend eingesetzt werden?
Auf jeden Fall in der Vorproduktion: beim Skript-Entwurf oder bei der visuellen Stilentwicklung hilft KI schon beachtlich. Auch beim Briefing auf Kundenseite – denn immer mehr Kunden kommen mit ersten KI-generierten Ideen und Ansätzen auf uns zu. Ich sehe mich daher oft als eine Art «Creative Guide», der KI-Outputs einschätzt, steuert und formt, um ihn im Sinne einer Marke und eines Projekts verwertbar zu machen. Das bringt eine völlig neue Dynamik in Projekte und Prozesse.
«In einer Welt, die immer schneller scrollt, braucht es mehr als nur Information.»
Nutcracker-CEO Klaus Schwope
Was war Ihr bisher spannendstes Projekt?
Definitiv die Strategiekommunikation hinter dem Logo-Relaunch der Schweizerischen Post. Jung von Matt Brand Identity beauftragte uns, die Idee und die dahinterliegende Markenstrategie in einem Video sichtbar und verständlich zu machen. Nicht als klassische Erklärfilm-Aufgabe, sondern ein hochsensibles Stück Markenarbeit. Das war nicht nur kommunikativ herausfordernd, sondern auch gestalterisch extrem reizvoll. Genau solche Projekte lieben wir: Strategie trifft auf Storytelling – und aus Veränderung wird ein Statement.
Für welche Marke würden Sie gerne ein Projekt umsetzen?
Da fällt mir die Antwort schwer – es gibt hier so viele fantastische Unternehmen – aber wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann die Swisscom. Denn dort durften wir bereits kurz nach unserer Gründung einen Produktlaunch mit Erklärvideos begleiten. Deshalb steht ein Comeback definitiv auf meiner Wunschliste.
Was sind die Herausforderungen im Markt?
Aktuell sehe ich da drei Grössere:
- Der KI-Irrtum: Viele glauben, mit KI geht jetzt alles von selbst. Dabei entsteht ein wirklich gutes Erklärvideo nicht per Knopfdruck – sondern durch Strategie, Story, Feingefühl und echtes Zielgruppenverständnis. Vom Text bis zur Animation. Also nach wie vor viel Kopf- und Handarbeit, ja wirklich!
- Das Billig-Image: Der Markt ist überflutet mit lieblosen, generischen Template-Clips. Wir müssen täglich zeigen, dass es auch anders geht – hochwertig, strategisch und kreativ.
- Aufmerksamkeit: In einer Welt, die immer schneller scrollt, braucht es mehr als nur Information. Ein Erklärvideo muss nicht nur erklären, sondern berühren, begeistern – und hängen bleiben. Das ist schwerer als je zuvor.
Wie sieht die Zukunft von Erklärvideos aus?
Sie ist gross und spannend: Denn das Bedürfnis, Dinge zu verstehen, wächst immer weiter. Erklärvideos werden daher noch viel individueller, dynamischer, immersiver. 3D, interaktive Elemente, datenbasierte Personalisierung – all das kommt. Aber egal wie die Technik sich entwickelt: Der Kern bleibt der gleiche: Menschen wollen nicht überredet, sondern verstanden werden. Und genau das leisten gute Erklärvideos – jetzt und in Zukunft.
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