Mein edler Walhai auf Rädern
Ich stehe da, Eimer in der Hand, das weiche Tuch liegt schwer vom Wasser. Schaum rinnt in feinen Bahnen über den Lack. Ich könnte in diesem Moment jedes Auto waschen — aber ich wasche keinen gewöhnlichen Wagen. Ich wasche meinen Maserati GranTurismo Trofeo.
Von Antje-Katrin Schaniel – Text und Fotos.
Mit jedem Zug über die lange Motorhaube, mit jedem Tropfen, der an der Seitenlinie abperlt, spüre ich, wie mir dieser Vergleich kommt: ein wundervoller Walhai. Dieser magische Walhai aus den tiefen der Ozeane taucht nicht in jedem Tauchgang auf. Du kannst dein Leben lang tauchen und ihn nie sehen. Aber wenn er da ist, bleibt er für immer in deinem Kopf. So fühlt es sich an, diesen Wagen zu besitzen. So fühlt es sich an, ihn zu fahren.

Vielleicht liegt es daran, dass Maserati schon immer etwas von dieser Magie hatte. Gegründet 1914 in Bologna von den Maserati-Brüdern — ein Familienname, der aus Liebe zu Geschwindigkeit und Technik zu einer Legende wurde. Rennwagen, die in den 30ern Grand Prix gewannen. Ein Dreizack, der seither auf Motorhauben thront, weil Neptun, der Gott des Meeres, ihn einst in den Händen hielt. Ein Zeichen dafür, dass Maserati nie nur Strasse wollte — sondern Weite, Mythos, eine Spur Ewigkeit.

Und genau das steht heute vor mir: ein Stück dieser Geschichte auf vier Rädern, verpackt in die Form eines GranTurismo Trofeo. Fünf Meter Eleganz, fast zwei Meter Breite. Eine Front, die dich anschaut wie ein stiller Riese unter Wasser. Kein aggressives Fauchen, sondern die Ruhe eines Tieres, das weiss, dass es niemandem etwas beweisen muss. Unter der Haube: Nettuno V6, drei Liter, zwei Turbolader. 550 PS, 650 Nm Drehmoment. 0–100 in 3,5 Sekunden. 320 km/h Spitze. Zahlen, die klingen wie Datenblätter — bis du das Grollen hörst. Dann werden sie Musik.

Ich denke zurück an Modena. Dort, wo Ferrari knattert, brüllt Maserati. Aber immer ein wenig feiner, etwas leiser, italienischer Luxus mit einem Hang zur Wildheit. Ich habe ihn ausgefahren. Die Achtgang-ZF-Automatik schaltet so sauber, dass man fast vergisst, wie viel Gewalt hier wartet. Der Trofeo reisst nicht an, er zieht dich mit — wie eine unsichtbare Strömung unter Wasser, der du dich einfach hingibst.

Drinnen riecht es nach Leder, Alcantara, Carbon. Der Dreizack im Lenkrad erinnert dich daran, wer du bist, solange du hier sitzt: jemand, der etwas Seltenes steuert. Kein SUV von der Stange, keine leise Limousine — sondern einen Nachfahren der Brüder Maserati, die in den 20er-Jahren am Stadtrand von Bologna ihre Träume in Aluminium hämmerten.

Ich lasse das Wasser ablaufen. Öffne die Tür, sinke in die Sitze. Drücke den Startknopf. Ein kurzes Aufbäumen, dann dieses sonore Brummen. Kein Aufschrei — ein Versprechen. Ich weiss, wenn ich will, verschwindet er wie der Walhai damals auf den Malediven: ein Schlag, ein Wimpernschlag — fort, lautlos, majestätisch.

Da Senza taucht, versteht sie, was unter der Oberfläche liegt. Und wer einmal mit einem Walhai getaucht ist, versteht auch, warum man sich in so etwas verlieben kann. Ein Maserati zu fahren ist selten. Einen Trofeo zu haben, noch seltener.

Man wäscht ihn nicht, weil er schmutzig ist. Man berührt ihn, um sich zu erinnern: Das hier ist mehr als ein Auto. Es ist dein Walhai auf Rädern. Dein stilles Highlight, wann immer du willst. Alles klar — du willst es maskuliner, kantiger, etwas rauer im Ton — nicht kitschig oder zu süss, sondern selbstbewusst, ruhig, mit diesem Understatement, das zum GranTurismo Trofeo passt.

Ich poliere den Schluss so, dass er mehr Maserati-Attitüde hat — ein Statement, keine Einladung mit Schleifchen drum. Und während ich die Tür ins Schloss fallen lasse, höre ich, wie der V6 leise nachbrummt, als wollte er sagen: «Komm schon, wir sind noch nicht fertig.» Solche Maschinen sind keine Autos für Sonntagsfahrer. So etwas gehört in die Hände von Menschen, die wissen, was sie wollen. Die wissen, dass es Dinge gibt, die man nicht plant — sondern die man einfach macht.

Ein nobler Walhai taucht nicht auf Bestellung auf. Ein Maserati auch nicht. Du musst ihn finden. Oder er findet dich. Wenn du ihn hast, dann halt ihn fest. Wasch ihn, fahr ihn, dreh den Schlüssel, lass ihn schreien. Dann weißt du, warum man solche Momente nicht vergisst. Am Ende geht’s nicht um den Walhai. Es geht darum, einer zu sein.

10 Fun Facts – Maserati GranTurismo Trofeo

1. Ferrari-Wurzeln:
Der Nettuno V6 im GranTurismo Trofeo ist technisch mit dem Motor des Maserati MC20 verwandt — Maseratis erster eigener Supersportwagen seit Jahren mit klarer Ferrari-DNA im Block.
2. Dreizack-Mythos:
Das Maserati-Logo, der Dreizack, stammt von einer Statue Neptuns in Bologna. Ein Symbol für Kraft, Souveränität und die Verbindung zu Wasser — passender geht’s nicht für den Walhai-Vergleich.
3. Handarbeit:
Jeder Trofeo wird in Modena von Hand vollendet. Viele Teile im Innenraum, wie Ziernähte und Lederbezüge, sind echte Handarbeit von italienischen Sattlern.
4. Leistungssteigerung:
Der neue GranTurismo Trofeo ist 110 PS stärker als der letzte V8 GranTurismo — obwohl er zwei Zylinder weniger hat.
5. Gewichtsersparnis:
Trotz mehr Technik ist der Trofeo über 100 kg leichter als sein Vorgänger mit V8 — dank Aluminium und cleverem Leichtbau.
6. Klangkultur:
Der Auspuff ist so abgestimmt, dass er bei niedrigen Drehzahlen dezent grollt — doch ab 3.000 Touren öffnet er sich vollständig. Ergebnis: ein Soundtrack, der den Walhai in einen Jaguar verwandelt.
7. Seltenheit:
Maserati baut den GranTurismo Trofeo in deutlich limitierter Stückzahl pro Jahr — pro Land kommen oft nur wenige Dutzend Fahrzeuge auf die Straße.
8. Formensprache:
Das Design der Seitenlinie zitiert bewusst die legendären Maserati-Coupés der 50er- und 60er-Jahre, vor allem den A6GCS/53 — ein Design-Ikone, die heute Millionen wert ist.
9. Sound-System:
Das Sonus Faber-Audiosystem im Trofeo wird in Vicenza gebaut — derselben Region, in der die weltberühmten Lautsprecher-Manufakturen ihren Ursprung haben.
10. Das Comeback:
Der GranTurismo Trofeo ist das erste Modell, das Maserati komplett unter eigenem Dach (inkl. Motor) entwickelt hat, seit es von Ferrari getrennt wurde. Ein Statement: «Wir können es noch.»

Die Daten
- Nettuno V6 Twin-Turbo, 3 Liter, Ferrari-Wurzeln.
- 550 PS, 405 kW.
- 650 Nm Drehmoment, 3,5 Sekunden auf 100.
- Hinterradantrieb, elektronisches Sperrdifferenzial.
- 8-Gang ZF Automatik.
- 4,96 Meter Länge, 1,95 Meter Breite.
- Kofferraum: 310 Liter, genug für Gepäck, Helme oder einen Neoprenanzug.
- Maserati Intelligent Assistant, Sonus Faber Sound, italienische Handarbeit.

