Fringe What? It’s all About the Benefits.
Swibeco ist die Schweizer Plattform für Fringe Benefits. Gründer und CEO Ivan Brustlein spricht über Kaufkraftsteigerung in Zeiten stagnierender Löhne, steuerfreie Incentives und die Entwicklung zum digitalen One-Stop-Shop, der alle Leistungen eines Arbeitgebers an seine Mitarbeitenden zentralisiert.
The Business Class Magazin: Was war der entscheidende Impuls für die Gründung von Swibeco, und welches Marktbedürfnis wollten Sie damit ansprechen?
Ivan Brustlein: Die Idee zur Gründung von Swibeco entstand vor mehr als zehn Jahren. Im Jahr 2015 war ich als Manager beim Technologieberatungsunternehmen Altran tätig. Viele Mitarbeiter und Berater meines Teams kamen aus Frankreich und baten um zusätzliche Vorteile neben ihrem Gehalt – etwa Essensgutscheine, Mitarbeiterprogramme oder Rabatte, die ihnen wichtig waren. Als wir ihnen Gehaltserhöhungen von zwei bis drei Prozent anboten, entgegneten sie, dass nach Abzug von Sozialabgaben und Steuern von dieser Erhöhung kaum etwas übrig bliebe.
Dann gab es da noch ein Ereignis, nicht?
2015 war auch das Jahr, in dem der Mindestkurs zwischen dem Euro und dem Schweizer Franken aufgehoben wurde. Über Nacht wertete der Schweizer Franken um 20 Prozent auf, und viele Projekte wurden ins Ausland verlagert. Gleichzeitig stagnierte in dieser Zeit das Lohnwachstum in der Schweiz. Während Gehaltserhöhungen zuvor regelmässig bei über zwei Prozent lagen, flachte diese Entwicklung plötzlich ab. Wenn die Löhne stagnieren, bleibt letztlich nur eine Alternative, um die Kaufkraft der Mitarbeitenden zu erhöhen: zusätzliche Benefits.
Wie definieren Sie die Kernmission von Swibeco, und wie spiegelt sich diese in Ihren aktuellen Dienstleistungen wider?
Die Mission von Swibeco lässt sich auf Englisch so zusammenfassen: «We boost your employees’ well-being.» Unser Ziel ist es, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern. Aktuell konzentrieren wir uns vor allem auf den finanziellen Aspekt dieses Wohlbefindens, indem wir den Mitarbeitenden helfen, ihre Kaufkraft zu erhöhen – durch verschiedene Produkte, Dienstleistungen, Angebote und Rabatte für den Alltag.
Und darüber hinaus?
Unser Ansatz geht natürlich noch weiter. Im Rahmen der sozialen Verantwortung von Unternehmen – das ganze Thema um CSR – unterstützen wir beispielsweise Mitarbeitende dabei, sich während des Arbeitstags besser zu ernähren. Die LunchCard passt perfekt in dieses Konzept, da sie es ermöglicht, die Mittagsverpflegung gesünder und ausgewogener zu gestalten.
Kommt da auch was Neues?
Zukünftig wird die Swicard mit mehreren Kategorien und Budgets eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen können damit sämtliche Zuwendungen, Budgets und Flexible Benefits, die ihren Mitarbeitenden angeboten werden, an einem Ort bündeln. So können wir das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in vielerlei Hinsicht fördern und gleichzeitig ihre Kaufkraft weiter steigern. Zudem ermöglicht die Swicard die zentrale Verwaltung aller steuerfreien Vorteile in der Schweiz. Darüber hinaus können Unternehmen zusätzlich Budgets für Bereiche wie Mittagessen, nachhaltige Mobilität, Gesundheit und Freizeitaktivitäten bereitstellen. Damit gehen wir über das Gehalt und den Bonus hinaus und leisten einen noch stärkeren Beitrag, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden nachhaltig zu verbessern.
Was unterscheidet Swibeco von seinen Wettbewerbern in der Schweiz?
In der Schweiz gibt es derzeit mehrere Unternehmen, die in einigen der von uns abgedeckten Bereiche tätig sind. Es gibt Wettbewerber, die sich auf Vorteilsplattformen mit Rabatten und Gutscheinen spezialisiert haben. Andere Anbieter konzentrieren sich auf Geschenke in Form von Punkten oder Gutscheinen, ähnlich wie wir mit den Swipoints. Und schliesslich gibt es Unternehmen, die mit der LunchCard konkurrieren.
Was macht Swibeco anders?
Derzeit gibt es jedoch kein Unternehmen, das all diese drei Segmente abdeckt – und schon gar nicht die zusätzlichen Bereiche, die wir ab nächstem Jahr mit den Flexible Benefits und der Multi-Budget-Lösung anbieten werden. Was uns besonders auszeichnet, ist: Swibeco ist heute bereits – und ab 2025 noch stärker – ein echter digitaler «One-Stop-Shop», der alle Vorteilsprogramme und Flexible Benefits zentralisiert, die ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitenden anbieten möchte.
Angesichts der Inflation und steigender Lebenshaltungskosten: Warum sollten Unternehmen in Benefits für ihre Mitarbeitenden investieren?
In den letzten Jahren haben wir beobachtet, dass die durchschnittlichen Gehaltserhöhungen nicht mit der Inflationsrate Schritt gehalten haben. Wenn die Gehälter nicht ausreichen, um die Inflation auszugleichen, bleibt als einzige Alternative, zusätzliche Vorteile hinzuzufügen. Ganz pragmatisch betrachtet bedeutet das, die Kaufkraft der Mitarbeitenden durch Benefits zusätzlich zu den Gehaltserhöhungen zu stärken.
Das «finanzielle» ist das eine. Aber kann das auch die Bindung zum Unternehmen stärken?
Ja. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele Arbeitgeber heute nicht mehr nur ein Gehalt anbieten möchten. Stattdessen setzen sie auf ein umfassendes Gesamtpaket aus Compensation and Benefits. Dieses beinhaltet ein Gehalt, ergänzt durch Vorteile, die dem Unternehmen helfen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Dazu gehören etwa zusätzliche «Touchpoints» zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden – auch ausserhalb der Arbeitszeit, beispielsweise durch Angebote in den Bereichen Freizeit, Sport oder Aktivitäten. So bleibt der Arbeitgeber den Mitarbeitenden positiv in Erinnerung – im Alltag, zu verschiedenen Gelegenheiten und über den Arbeitsplatz hinaus.
Gibt es spezifische Angebote, die sich als besonders beliebt bei den Nutzerinnen und Nutzern erwiesen haben?
Auf der Vorteilsplattform sehen wir ein deutliches Interesse an allen Angeboten rund um das Thema Essen/Verpflegung. Es ist mit erheblichen Ausgaben verbunden, denn alle Mitarbeitenden müssen sich selbst oder ihre Familien verpflegen. Diese Kategorie hat daher eine hohe Bedeutung. Ebenso beobachten wir, dass Mitarbeitende stark in elektronische Medien investieren. Unsere Partner aus diesem Bereich zählen regelmässig zu den beliebtesten Anbietern. Schliesslich stösst auch der Bereich Einrichtung auf grosses Interesse, beispielsweise mit Marken wie Ikea oder Livique.
Wie stark beeinflussen Trends wie «Employee Wellbeing» und «Corporate Social Responsibility» die Entscheidung von Unternehmen für Plattformen wie Swibeco?
Seit COVID haben sich zwei deutliche Trends abgezeichnet: Immer mehr Unternehmen legen grossen Wert auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden. Dabei geht es längst nicht mehr nur darum, einen Teil des Fitness-Abos zu finanzieren – die Ansätze rund um physisches und mentales Wohlbefinden gehen inzwischen deutlich weiter.
Und alles muss immer flexibler werden.
Auch bei Swibeco reagieren wir auf diese Entwicklung mit spezifischen Angeboten, die auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden abzielen. Ab dem nächsten Jahr gehen wir noch einen Schritt weiter und führen ein eigenes Budget für Gesundheit und Wohlbefinden ein. In diesem Jahr haben wir Umfragen unter unseren 9000 Kunden in der Schweiz durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass sanfte Mobilität bei den Budgets, die Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden bereitstellen möchten, an erster Stelle steht, gefolgt von Gesundheit und Wohlbefinden. Das zeigt deutlich, dass dieses Thema zentral für Unternehmen ist. Denn wenn Mitarbeitende gut auf sich achten, können sie besser mit Stress umgehen, bleiben langfristig motiviert und leistungsfähig.
«In der Schweiz – wenn man alle Anbieter betrachtet — liegt die Durchdringung bei nur zwei Prozent.»
Ivan Brustlein, Gründer und CEO Swibeco.
Wie sieht es beim Thema Environment auch?
Im Bereich der Corporate Social Responsibility (CSR) erkennen wir einen wachsenden Fokus auf ökologische Themen. Vor allem grosse Unternehmen, insbesondere börsennotierte oder grössere KMU, sind sich zunehmend ihrer Verantwortung bewusst – beispielsweise im Hinblick auf die Anforderungen des neuen Klimaschutzgesetzes in der Schweiz. Viele Unternehmen haben bereits ihre CO₂-Bilanz analysiert und festgestellt, dass der Arbeitsweg der Mitarbeitenden einen erheblichen Einfluss auf den CO₂-Fussabdruck des Unternehmens hat. Ein typisches Beispiel, wie man hier ansetzen kann, ist die Unterstützung eines Halbtax-Abonnements durch ein Budget für nachhaltige Mobilität. Solche Massnahmen tragen gezielt dazu bei, ökologische Ziele zu erreichen und Verantwortung zu übernehmen.
Welche zukünftigen Entwicklungen und Ziele streben Sie für Swibeco an?
Swibeco bietet derzeit drei Hauptlösungen an: die Vorteilsplattform, die Swipoints – Guthaben, die der Arbeitgeber den Mitarbeitenden zu Anlässen wie Geburtstagen, Weihnachten, Jubiläen oder als Anerkennung schenken kann – und die LunchCard, eine Visa-Karte, die im gesamten Lebensmittelnetzwerk der Schweiz genutzt werden kann. Die Zukunft von Swibeco liegt in der Entwicklung zu einem digitalen «One-Stop-Shop», der alle Vorteile, die ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitenden bietet, zentralisiert. Diese können dann ganz einfach über eine App und eine digitale oder physische Karte genutzt werden.
Wie sehen Sie die Perspektiven für den Markt der Zusatzleistungen in der Schweiz?
Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns andere Märkte an – zum Beispiel die LunchCard: In Ländern, in denen es eine Steuerbefreiung für Restaurantvorteile wie Essensgutscheine gibt, haben zwischen 18 und 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung Zugang dazu. In der Schweiz – wenn man alle Anbieter betrachtet — liegt die Durchdringung bei nur zwei Prozent. Das zeigt, dass hier noch viel Potenzial für eine bedeutende Expansion besteht. Meiner Meinung nach ist die Zukunft der Benefits in der Schweiz sehr vielversprechend. Es gibt ein wachsendes Interesse seitens der Arbeitgeber, die Vergütungspakete mit den von uns angesprochenen Vorteilen zu erweitern. In der Schweiz hat der Bereich Fringe Benefits noch viel Entwicklungspotenzial.