Alma Frequency: Eine Seele auf 1’500 Metern
Oder man könnte auch sagen: Wie ein Festival ohne Bühne mich näher zu mir brachte. Als ich das erste Mal vom Alma Frequency Festival hörte, dachte ich: Klangbäder, Atemarbeit, spirituelle Rituale – klingt schön. Vielleicht ein bisschen too much. Vielleicht ein bisschen zu weichgespült für jemanden wie mich, der eher mit Kaffee als Kakao in den Tag startet.
Text und Fotos Antje-Katrin Schaniel – The Business Class Magazin. Was ich fand, war kein Wellness-Wochenende. Sondern ein Ausnahmezustand. Kein spirituelles Event. Sondern eine Erfahrung. Kein Retreat. Sondern eine Rückkehr.
Ich gebe zu: Als ich mich für das Alma Festival in Crans-Montana angemeldet habe, war mein erster Gedanke nicht «Wow, wie transformierend», sondern eher: «Was mach ich hier eigentlich?!» Vier Tage Longevity-Talks, Breathwork, Klangbäder und spirituelle Rituale in den Bergen? Klang für mich nach Biohacking mit Glitzerfilter.

Und dann… hat’s mich gecatcht. Nicht auf Instagram. Sondern im echten Leben. Mit Muskelkater, Kaltwasser-Schock und ehrlichen HAAA!!-Momenten. Zwischen Ice Bath und Ayurvedaprinzipien, Detox-Dinner und Sanctum Hiking auf dem Berg hab ich plötzlich gemerkt: Hier geht’s nicht um höher-schneller-cleaner, sondern um Tiefe. Körperlich. Mental. Emotional.

Talana Bestall – die Seele hinter Alma. Hinter Alma steht Talana Bestall. Eine Frau, die Raum gibt, statt ihn zu nehmen. Keine Anführerin, keine Projektionsfläche. Sondern eine Art magnetischer Ruhepol. Geboren in Kalifornien, gross geworden zwischen verschiedenen Kulturen, heute zwischen Iibiza und London zu Hause, hat Talana ein Format geschaffen, das keinem Markttrend folgt – sondern einem inneren Ruf.
«Alma ist kein Produkt. Es ist ein Feld. Eine Einladung, ohne Plan, aber mit Tiefe», sagt sie. Und genau das ist es: Ein Erfahrungsraum, der dich berührt, weil er dich nicht verbessern will. Sondern dir erlaubt, du selbst zu sein – auch in deinen Widerständen.

Luuk Melisse – Der Körperflüsterer. Und dann ist da Luuk Melisse. Der Mann, der Sanctum erfunden hat. Und irgendwie auch sich selbst. Früher Tänzer, Model, später Personal Trainer, dann irgendwann: ausgebrannt. Nicht durch Überforderung, sondern durch Leere. Heute ist Luuk kein Performer mehr – sondern ein Verkörperer.
Er betritt keinen Raum. Er füllt ihn. Nicht durch Lautstärke. Sondern durch Präsenz. Er spricht wie jemand, der weiss, was Schmerz mit einem macht. Und wie sich Lebendigkeit anfühlt, wenn man sie sich zurückholt – nicht durch Denken, sondern durch Bewegung, Atem, Stimme, Berührung. Sanctum ist seine Antwort auf eine Welt, die uns abstumpft.
Sanctum – Rave, Ritual, Reset. Sanctum ist keine Session. Es ist ein Erlebnis. Du bekommst Noise-Cancelling-Kopfhörer. Du hörst nur dich. Und Luuk. Und den Beat. Der Sound: tribal, elektronisch, roh, vibrierend. Sein Voiceover: ruhig, fordernd, liebevoll quick and dirty simply direkt.

«Don’t perform. Just feel.» «Scream. Let it out. Don’t hold. Don’t fake.» Und du tust es. Weil Luuk den Raum hält wie ein schamanischer DJ. Weil er nie drängt, aber immer da ist. Weil plötzlich klar wird: Es geht nicht um den Move. Es geht um das Loslassen.
Du darfst schreien.
Du darfst lachen.
Du darfst weinen.
Du darfst komplett ausrasten – oder einfach still mittanzen.
Und das Verrückteste: Du tust es irgendwann ohne Scham, du tanzt, du atmest, du schreist, du lachst, du weinst. Und irgendwann bist du nicht mehr Zuschauerin deines Lebens. Sondern mittendrin. Unzensiert. Ungelenkt. Wahr. Sanctum ist wie eine spirituelle Rave-Therapie. Aber statt Kater bekommst du Klarheit wenn du mutig genug bist dich darauf einzulassen.
Sanctum Hike – Ekstase im Wald. Am vierten und letzten Tag ging es weiter – raus aus dem Studio, rein in den Wald. Sanctum auf dem Berg. Und ja: Ich war müde, voller Muskelkater, irgendwo zwischen «Wtf am I doing here?!» und «einer der geilsten Erfahrungen in meinem Leben». Mit einer kleinen Gruppe stiegen wir in Range Rover. Die Fahrt ging steil den Berg hoch, vorbei an Gletschern, Bächen, Fels. Dann: aussteigen, laufen, ankommen in einer Lichtung – abgeschirmt, kraftvoll, wie eine Kathedrale aus Tannen.

Und dann: Kopfhörer auf. Luuk on air. Der Beat: wieder da. Aber diesmal kein Raum mit Wänden – sondern Natur als Resonanzkörper. Wir bewegten uns zwischen Moos und Felsen, schrien in die Bäume, tanzten durch Sonnenstrahlen, Nebel, Wolken und knarrendes Unterholz. Kein Zynismus, keine Ironie – nur rohe Echtheit. Am Ende jeder Session ein Kreis. Du stehst da, verschwitzt, voller Staub und Herzklopfen. Und dann: Umarmung. Jeder. Mit jedem.

Dankend und glücklich. Auch mit Fremden. Auch mit denen, die man vorher nicht mal angesehen hat. Und wer mich kennt weiss: «Das ist gar nicht meins.» Aber Luuk macht möglich – mit dieser Mischung aus «Du darfst» und «Trau dich». Und plötzlich war’s kein Zwang mehr, sondern: natürlich. Ein echtes «Ich seh dich. Ich bin auch Mensch.» Klingt abartig strange wenn man es nicht selber erlebt. Hätte mir das einer beim Check-in erzählt hätte ich ihm den Vogel gezeigt.

Eisbad – Komfortzone adé. Wenn Sanctum mein Herz geöffnet hat, dann hat das Eisbad mein Nervensystem neu verkabelt: 2,5 Minuten Gletscherwasser. Ich wollte raus nach 15 Sekunden. Aber da war diese Stimme: ruhig, klar, liebevoll.
«Stay.»
«Atme.»
«Du kannst das.»
Ich blieb. Zitternd. Und stolz. Nicht aus Trotz. Sondern weil es plötzlich nicht mehr um Leistung ging. Sondern um Würde und mein persönliches Ego.

Alma – kein Festival. Ein Erinnerungsort. Zwischen Klangbad und Journaling, Detox-Dinner und wilder Ekstase, zwischen Breathwork, Kräuterkunde und Sound-Healing passierte etwas, das man nicht «buchen» kann: Wirklichkeit. Es war nicht alles meins. Manches war mir zu viel. Oder zu fremd. Oder einfach zu viel bla bla.
Aber genau das machte Alma echt. Es geht nicht um «Dein perfekter Weg zur Erleuchtung». Sondern um Räume, in denen du du sein darfst, auch wenn du gar nicht weisst, wer das ist. Alma will nicht transformieren. Alma lädt ein – zum Entdecken. Zum Spüren. Zum Erleben.

Fazit. Was bleibt. Ich kam skeptisch. Ich ging nicht «neu», aber erinnerter. Erinnerter an etwas in mir, das nicht nur funktionieren will, sondern auch fühlen. Etwas, das keine Optimierung braucht, sondern Erlaubnis. Etwas, das lebt und zwar sich selbst. Und das authenisch. Danke Talana, Alma, Luuk und alle die dabei helfen dieses Festival zu dem zu machen was es ist.
Danke an mich, dass ich’s gemacht habe.
Wann? Wo? Was?

🗓 Wann: Alma Frequency. Alle Daten gibt es auf www.almafrequency.com
📍 Wo: Six Senses Crans-Montana Schweiz and Six Senses Ibiza Spanien
🎧 Was: Movement, Ritual, Natur, Sound, Begegnung
🌐 Mehr Infos: www.sixsenses.com
