Sole, Vento e Dolce Vita!
Nach der 2019 präsentierten Coupé-Ausführung des Ferrari Roma kommt jetzt die offene Variante für Frischluft-Fans. Wie bei Ferrari üblich heissen die Cabriolets schlicht Spider.
Von Michael Rebsamen
Der Ferrari Roma Spider ist der offizielle Nachfolger des Portofino M, dem bisherigen Ferrari-Einstiegsmodell mit versenkbarem Metall-Dach. Das elegante Design lehnt sich an die grandiose Zeit der Sechziger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts an, oft mit Dolce Vita, in Deutsch: Süsses Leben, umschrieben. Der Ferrari Roma erinnert durch seine elegante Karosserie-Linienführung und der markanten Front, Ferrari nennt dieses Design Shark Nose (Haifisch-Nase), an die Gran Turismo-Sportwagen. Damals gab es noch nicht viele Autobahnen und trotzdem war mit diesen exklusiven Automobilen rassige Fortbewegung auf grosszügigen Landstrassen möglich. Gran Turismo steht für komfortables, schnelles Fahren über lange Strecken.
Mit Stoffdach
Die Ingenieure verpassten dem Roma Spider ein fünflagiges Soft-Top das während der Fahrt kaum Aussengeräusche in den Innenraum dringen lässt. In fünf Farben erhältlich, lassen sich Wagen und Dach-Farbe vielfältig kombinieren. Der Hauptvorteil liegt jedoch im geringeren Gewicht des Dachs. Ferrari hatte bei der Konstruktion die Variante eines Spiders schon einfliessen lassen mit dem Resultat, dass nur geringfügige Verstärkungen zur Erhöhung der Karosserie-Steifigkeit notwendig sind. Das Mehrgewicht beträgt nur 84 Kilo, wobei der Verdeck-Schliess-Mechanismus das Meiste dazu beiträgt.
Auf den Strassen Sardiniens
Nach einem kurzen Kennenlernen des Ferrari Roma Spider anlässlich einer statischen Präsentation im Mai in Maranello erreichte den Autor dieser Zeilen eine Einladung zum Fahr-Test in Sardinien. Angesichts der bereits bekannten technischen Daten hüpfte das Autojournalisten-Herz schon freudig. Der Ferrari Roma hat einen 3,8-Liter-Twin-Turbo-V8-Motor mit 620 PS Leistung und bis zu 760 Newtonmeter Drehmoment. Die Antriebseinheit ist in der sogenannten Trans-Axle-Bauweise konstruiert, vorne der Motor in Front-Mittel-Position hinter den Vorderrädern, hinten das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe mit direktem Antriebskontakt zu den Hinterrädern.
Aber nun rein ins elegant-sportliche Cockpit. Wichtigstes Arbeitsgerät ist das Multifunktions-Lenkrad. Am unteren Rand sitzt der Start-Touch-Point. Und schon meldet sich der V8 mit einem ruhigen Grollen. In der Mittelkonsole ist ein Chromelement, wo man die Grundfunktionen P, R, N und D wählt. Mit M ist man im manuellen Modus und schaltet rauf und runter mittels vom Rennsport her grossen, fix an der Lenksäule arretierten Schaltwippen. Die Blinker-Schiebeschalter sind im Lenkrad integriert und drehen mit diesem mit, Schalten und Blinken gleichzeitig ist nach wie vor eine psychomotorische Herausforderung.
Richtig interessant wird es im Fahrbetrieb, wenn man die verschiedenen Fahrmodi ausprobiert. Ferrari nennt diese Manettino und gewählt wird per haptischem Drehschalter am Lenkrad. Gestartet wird immer im Comfort-Mode, so lässt sich der Ferrari geräuscharm und mit niedrigen Touren sehr komfortabel durch die Gegend fahren. Wet ist für glitschige Fahrbahnoberflächen, Sport und Race für rasantes Fahren, mal mit vollem, mal mit Teil-Einsatz der elektronischen Helfer. ESC off ist nur was für geübte Fahrer und sollte nicht im normalen Strassenverkehr eingesetzt werden.
Sardinien ist die zweitgrösste Insel im Mittelmeer, 400 Kilometer von Nord bis Süd lang und bis zu 200 Kilometer breit. Nebst ein paar Autobahnen punktet die begehrte Feriendestination mit kurvigen Strassen entlang der Küsten und attraktiven Bergstrecken. Die Vordersitze sind bequem, bieten bei forscher Gangart auch den nötigen Seitenhalt. Im Fond kann man nicht von eigentlichen Sitzen sprechen, Personen bis 150 cm Grösse können sich da reinquetschen. Sind die Sitze nicht belegt, lässt sich bei offenem Verdeck ein im Winkel von 105 Grad stehender Windabweiser ausfahren, zugeklappt wird dann manuell. Der Luftstrom ist so spürbar ruhiger und die Verwirbelungen kaum spürbar, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Das Verdeck bestand den Test, Öffnen und Schliessen bis genau 60 km/h funktioniert in rund 13 Sekunden einwandfrei.
Wir fuhren den Ferrari Roma Spider währen rund drei Stunden durch den Süden der Insel. Klar, bei den 3,4 Sekunden bis zur 100er-Marke waren wir gefühlt dabei, bei der möglichen Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h natürlich nicht. Gelegentliche Beschleunigungsorgien mit dem nur 1556 Kilo schweren Edelsportler sind zwar spassig, sanftes Cruisen wirkt jedoch sehr entspannend. Sardinien ist Italien und da ist man auch mit einem exklusiven Gefährt immer hoch willkommen. Da drohen keine Stinkefinger oder Buh-Rufe von verhinderten Klimaklebern oder überforderten Velofahrern. Da strahlen Jung und Alt am Strassenrand und winken einem zu, «Que bella Macchina!» hörten wir nicht nur einmal.
Das Fazit
Der Autor und Tester: «Unser Testwagen war in der wunderschönen Lancierungs-Farbe Celeste Trevi lackiert, eben Dolce Vita wie im Rom, wenn sich der Vollmond im Wasser des Trevi-Brunnen spiegelt. Der Einstieg in die Frischluft-Ferrari-Welt startet bei CHF 273’064, MwSt. und Wartezeit inklusive. »