«80 Prozent unseres Energieverbrauchs stammen aus erneuerbaren Quellen.»
Beim Luzerner Bäckerei-Unternehmen HUG AG steht Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt, Wirtschaft und Soziales ganz oben. Andreas Hug, Präsident des Verwaltungsrats, über den Kreislaufgedanken, die eigene Rohstoff Charta und über essbare Dessertlöffel.
Andreas Hug, wie integriert HUG Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie?
Wir haben bei der HUG Familie das Thema Nachhaltigkeit auf den obersten Ebenen sowohl in der Vision als auch der Strategie verankert. Wir verstehen Nachhaltigkeit ganzheitlich als Zusammenspiel der Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Das HUG Familien-Versprechen «natürlich und ehrlich» hilft uns, dies im Alltag umzusetzen. In sieben Handlungsfeldern verbessern wir uns laufend und stärken so unsere Nachhaltigkeitskultur. Das ist die Basis unseres unternehmerischen Handelns. Zur Steuerung unserer Nachhaltigkeitsbestrebungen orientieren wir uns am Grundsatz der Wesentlichkeit. Das bedeutet, dass wir unsere finanziellen und personellen Ressourcen auf die Themen konzentrieren, die für uns und unsere Anspruchsgruppen relevant sind und die wir mit unserem Handeln konkret beeinflussen können.
Können Sie ein Projekt nennen, das Ihre nachhaltigen Werte besonders gut widerspiegelt?
Im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit möchte ich unseren essbaren Dessertlöffel vorstellen, der jetzt im Gastronomiebereich eingeführt wird. Der Input dazu kam von einem Aussendienst-Mitarbeitenden. Unser Dessertlöffel ist funktional und eliminiert Plastiklöffel, weil er danach einfach aufgegessen wird – ein perfektes Beispiel für Kreislaufwirtschaft.
Welche Fortschritte hat HUG bei der Umstellung auf erneuerbare Energien erzielt?
Erneuerbare Energien sind für uns schon lange ein wichtiges Thema, und wir haben in den letzten Jahren kontinuierliche Fortschritte gemacht. Derzeit stammen 80 Prozent unseres Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Im letzten Jahr konnten wir diesen Anteil um 5 Prozent erhöhen, indem wir eine weitere Photovoltaikanlage auf unserem Produktionsgebäude installiert haben. Neben der Solarenergie nutzen wir auch Strom aus Wasserkraft und ein effizientes Freecooling-System für die nötige Kühlung. Fossile Energie in Form von Propangas verwenden wir noch für fünf Backöfen, aber mit dem Ziel, diese mittelfristig fossil frei zu betreiben. Unsere Betriebsfahrzeuge (2 LKWs, 1 Lieferwagen, 4 PWs) werden mit Ausnahme eines Elektrofahrzeuges noch fossil betrieben.
Was bedeutet der neue Anschluss zur Science Based Targets Initiative (SBTi) für Ihr Unternehmen?
Wir bekennen uns zu einem aktiven Klimaschutz. Nebst der Nutzung von erneuerbaren Energien und der laufenden Verbesserung der Energieeffizienz steht die Reduktion unseres CO2-Fussabdrucks im Fokus. Seit 2013 nehmen wir freiwillig am Programm der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) teil. Nun gehen wir weiter und schliessen uns der SBTi an. Die SBTi mit ihrem wissenschaftsbasierten Ansatz hilft uns, Klimaziele zu setzen, die dem Pariser Abkommen entsprechen. Das macht unsere Bemühungen und Massnahmen vergleichbarer und transparenter. Zudem wollen wir mit dem SBTi-Anschluss unseren Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten, denn diese wird durch den Klimawandel beeinflusst. Biodiversität ist wichtig für uns, damit wir für uns essentiellen Rohstoffe auf dem Markt zu erschwinglichen Preisen sicherstellen können.
«Unsere Richtschnur ist die HUG Rohstoff-Charta, welche wir freiwillig für uns selbst formuliert haben und für alle unsere Marken zwingend zur Anwendung kommt.»
Andreas Hug, Präsident des Verwaltungsrats der HUG AG. (Bildcredit: HUG AG)
Welche Massnahmen ergreift HUG zur Reduzierung des CO2-Fussabdrucks?
Wir haben noch nicht alle Lösungen pfannenfertig. Aber wir kennen das Ziel und erarbeiten zurzeit die nötigen Massnahmen. Unsere CO2-Bilanz zeigt, dass die Beheizung von fünf Backöfen mit Propangas der grösste Verursacher von CO2-Emissionen in den Scopes 1 und 2 ist. Um die nötigen Reduktionsmassnahmen zu entwickeln, haben wir eine PINCH-Analyse und eine Dekarbonisierungsstrategie in Auftrag gegeben. Dank diesen werden wir die nötigen Entscheidungen treffen und zielgerichtete Massnahmen umzusetzen können.
Wie kommen die Verbesserungen zu Stande?
In der vorgelagerten Lieferkette verursachen die eingekauften Rohstoffe die mit Abstand meisten CO2-Emissionen. Hier können wir nur gemeinsam mit unseren Lieferanten Verbesserungen erzielen. Unser DAR-VIDA Weizenschrot Projekt zahlt indirekt auch hier ein. Eine weitere wichtige Massnahme ist die Reduzierung der Verpackungen unserer Produkte. Darauf achten wir besonders in der laufenden Strategieperiode. Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls die Reduktion der CO2-Emissionen aus Pendlerfahrten und der Logistik.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Erreichung der Emissionsziele?
Wir stehen vor verschiedenen Herausforderungen. Das ist einerseits die technische Hürde: Wir müssen eine auf unser Unternehmen zugeschnittene und realisierbare Systemlösung finden, um das Propangas zu ersetzen und die hohe Qualität unserer hervorragenden Gebäcke sicherstellen. Weiter ist da die Sensibilisierung der Mitarbeitenden: Es ist wichtig, dass alle die Abläufe annehmen und ihr Verhalten anpassen. Denn unsere Emissionsziele erreichen wir nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Eine weitere Herausforderung liegt in der Kommunikation gegen aussen: Energie- und CO2-Bilanzen sind schwer verständlich und wir müssen diese komplexen Themen den Anspruchsgruppen kurz und prägnant kommunizieren können.
Wie stellt HUG sicher, dass Rohstoffe nachhaltig bezogen werden?
Unsere Richtschnur ist die HUG Rohstoff-Charta, welche wir freiwillig für uns selbst formuliert haben und für alle unsere Marken zwingend zur Anwendung kommt. Die Rohstoff-Charta spiegelt auch die Erwartung unserer Anspruchsgruppen an unsere Produkte. Die Einhaltung dieser Charta ist für unsere Beschaffung verpflichtend.
Wie überwachen Sie die Einhaltung von Umweltstandards in der Lieferkette?
Wir pflegen langjährige Beziehungen zu unseren Lieferanten und stehen im engen Austausch mit ihnen. Je nach Rohstoff und Situation ergreifen wir Zusatzmassnahmen wie Lieferantenaudits oder die Verwendung unabhängiger Gütesiegel wie Rainforest Alliance, RSPO oder Bio. Wir unterstützen auch branchenübergreifende Schweizer Initiativen wie das Happy Hazelnut Projekt oder das Schweizer Palmöl Netzwerk. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern können wir soziale und umweltbezogene Herausforderungen effektiver angehen.
Wie messen und bewerten Sie den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen?
Wir haben Schlüsselkennzahlen definiert und überprüfen sie jährlich.
Was sind Ihre zukünftigen Visionen und Ziele für HUG in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Für unsere vierjährige Strategieperiode, die im 2024 gestartet ist, möchten wir die ökologische Nachhaltigkeit weiter entwickeln. So wollen wir uns in den Bereichen Energie und Klima sowie bei den Roh- und Packstoffen verbessern. Und wir möchten unsere Mitarbeitenden zu nachhaltigem Verhalten inspirieren. Konkret bedeutet das, dass wir beim Getreide- und Zuckeranbau ökologische Mehrwerte einfordern und die Biodiversität weiter fördern wollen. Bei den Verpackungen wollen wir mehr Material reduzieren und insgesamt zur Schliessung von Kreisläufen beitragen. Ein wichtiger Schritt dazu war unser Beitritt zu RecyPac Ende 2023. Zukünftig werden wir den Kreislaufgedanken verstärkt auf unsere Verpackungen anwenden.